Prantl - Geschichte einer Feindruckerei

Fr. Ant. (Franz Anton) Prantl, seit 1797 ist ein traditionsreicher Münchner Hersteller von Akzidenzien (hochwertige individuelle Drucksachen), Blindprägungen, Stahlstichprägungen, Papierveredelung sowie Luxus-, und Galantierwaren, handgemachter Lederwaren und kunstgewerblicher Geschenke.

Bild-Odeon-Close Fr. Ant. Prantl am Odeonsplatz

Berühmt wurde das Unternehmen aufgrund seiner Beliebtheit bei der Münchner Künstlerschaft so bei Thomas Mann, Heinrich Mann, Franz von Stuck, Emil Nolde und Rainer Maria Rilke. Das Unternehmen gehört zusammen mit den Firmen Pineider in Florenz, Benetton, Paris und Smythons, London zu den ältesten noch bestehenden seiner Art weltweit und produziert in der eigenen Manufaktur und Druckerei in München, wie auch in Italien und England. Die Firma gilt als das älteste noch bestehende Unternehmen seiner Art in Deutschland.

1797 wurde der Grundstein für das Familienunternehmen Prantl in der damaligen „churfürstlichen Haupt und Residenzstadt“ München gelegt. Es ist anzunehmen, dass der Gründer der Firma Franz Anton wohl aus Österreich kam, zumal der Name Prantl noch heute in Österreich weit verbreitet ist und im 18. Jahrhundert viele Einwanderer und Handwerksleute aus dem Nachbarland nach Süddeutschland einwanderten. Die zahlreichen Residenzen der weltlichen und geistlichen Herrscher boten eine gute Plattform für hochwertiges Kunsthandwerk.

Zu dieser Zeit verkaufte das Haus Prantl nicht nur feine Druck-, Papier- und Lederwaren, sondern auch so genannte „Galanteriewaren“ wie Cafe, Tee aber auch Seiden, Gold und Silberwaren. Luxuswaren und Genusswaren wurden bis in das 19. Jahrhundert oft zusammen verkauft.
Von 1822 bis 1945 befand sich das Ladengeschäft in den eleganten Hofgartenarkaden, direkt neben der Residenz. In dieser Zeit entwickelte sich die Firma Prantl zu einer der ersten Adressen für feine Druckwaren und besonders Stahlstich in ganz Deutschland. Neben der bayrischen Königsfamilie, die man immer noch beliefern darf, gehörten auch Kunden wie Maria Callas, Wassily Kandinsky, Richard Strauss, Thomas und Heinrich Mann zum Kundenstamm des Hauses. Thomas Mann schrieb seine Notizen und Werke seit seinem Ankommen im „leuchtenden München“ auf Original Prantl Papier.

Ursprünglich war das Druckereigeschäft nur ein Zusatzangebot um der gehobenen Kundschaft die Möglichkeit zur Personalisierung zu geben. Prantl beschäftige zu dieser Zeit eigene Graveure, für Wappen-, Initial- und Monogrammherstellung. So ließ z.B. der Dichter und Erfinder des „Kasperls“ Graf Pocci bei Prantl Briefpapier- und Kartenvignetten fertigen. Die aufkommende Begeisterung, besonders des stolzen Wirtschafts- und Grossbürgertums der hohen Beamten, Professoren und der Kaufleute im 19. Jahrhundert, schon vorhandene Familienwappen oder neue Wappen, wie auch aufwendig gestaltete Firmensignets und Logos zu führen, führte zu einem Boom in der Herstellung von Stahlstich und Blindprägungen wie auch von historisierenden Exlibris, Siegelmarken, Petschaften und aufwendig gestalteten Vignetten und reich ausgeschmückten Firmenpapieren. Einige dieser Siegelmarken, Vignetten und Brief- und Geschäftspapiere befinden sich heute in den Sammlungen des bayerischen Wirtschaftsarchiv.

Adressbuch von Rilke Adressbuch von Rainer Maria Rilke

In den 1870er Jahren begann das Unternehmen nach französischem und englischem Vorbild mit der Produktion von hochwertigen Grußkarten. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Grußkartensortiment um Notiz-, Leder,- Manuskriptbücher und Kalender ausgebaut, daraus entstand die Firma „EMWE“, eine nicht mehr bestehende Marke des Hauses für den Buch- und Kalenderbereich. Prantls Notizbücher, die in 8 Sprachen gedruckt wurden, wurden Europaweit verkauft. Zu den Liebhabern dieser Bücher gehörten u. a. Emil Nolde, Rilke und Wilhelm Furtwängler.

Nach der kompletten Zerstörung der Manufaktur in der Von-Der-Tann-Strasse wurde die Manufaktur nach dem zweiten Weltkrieg neu aufgebaut, das Verkaufshaus zog 1945 vom Odeonsplatz in die Perusastrasse in das sog. Haus „Röckl-Eck“. 2003 zog das Prantl Ladengeschäft zunächst in die neu gestalteten Maximilianshöfe, danach in den Luitpoldblock in die Brienner Strasse 11 nahe dem ursprünglichen Standort am Odeonsplatz. Die Büro- und Schreibabteilung wurde aufgegeben und das Unternehmen spezialisiert sich seither auf das Kernsortiment an Feindruck, handgemachten Druck- und Papierwaren, Druckveredelung wie z.B. Stahlstich, Blindprägungen, Buchbinderei, und Lederwaren. Darüber hinaus vertreibt das Unternehmen eine eigene Kollektion an Grußkarten, Gästebüchern und anderen Druckerzeugnissen bei Ludwig Beck. Seit 2011 unterhält das Unternehmen eine Niederlassung in London und druckt seither auch für den englischen Hof.

Prantl - Von-der-Tann-Strasse Von-der-Tann-Strasse, vormaliger Sitz der Druckerei von Prantl